Tagebucheintrag eines Landwirts

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Es ist halb sechs in der Früh. Jetzt heißt es schnell aus dem Bett, Kaffee und raus. Bevor es am Mittag richtig warm auf dem Feld wird, müssen die Arbeiten erledigt sein. Zum Glück sind die Arbeiter schon da. Also rauf auf den Traktor. Die Kartoffelsortiermaschine hängt und so kann pünktlich um sechs die Arbeit beginnen. Während die Störche und andere Vögel auf der gegenüberliegenden Wiese nach ihrem Frühstück suchen, fahren wir über das Feld und warten gespannt, bis die ersten Kartoffeln auf das Band kommen. Es war ziemlich trocken dieses Jahr und so kommen viele Erdschollen hoch. Doch zum Glück. Die Kartoffeln sehen super aus.

Nach ein, zwei Reihen ist der Anhänger voll. Wir fahren zurück auf den Hof und kippen die frisch geernteten Kartoffeln auf die Sortiermaschine. Und es geht wieder auf das Feld. Nach zwei Runden ist die Sortiermaschine voll. Das heißt ein guter Ertrag. Nun kann sortiert und eingesackt werden. Durch das Anhäufeln und das trockene Wetter gibt es nicht viele faule Kartoffeln, lediglich viele Erdschollen. Doch dem geschulten Auge und den schnellen Hände meiner Arbeiter macht das nichts aus. Routine.

Während wir die Kartoffeln sortieren, räumen die Damen aus dem Hofladen das Gemüse und Obst aus dem Kühllager in die Regale. Denn um acht kommen die ersten Kunden und bis dahin muss alles perfekt sein. Ich überlege mir währenddessen, was heute noch so für Aufgaben anstehen. Wir brauchen noch mehr Kartoffeln, die Kürbisse sind reif, das Naturschutzgebiet muss gemäht, Großkunden beliefert und Büroarbeiten erledigt werden. Die verdammten Büroarbeiten. Schon lange sind die Zeiten vorbei, wo ein Bauern das Büro für hochsten zehn Stunden im Monat gesehen hat. Doch es ist schon fast neun Uhr und so frühstücken wir erstmal gemeinsam.

Nach dem Frühstück und einem weiteren Kaffee sind die Arbeiter wieder gestärkt und es geht wieder auf den Kartoffelacker. Das gleiche nochmal. Ist halt das Kerngeschäft. Danach können sie Abwechslung haben. Doch so begeistert sind die Arbeiter nun auch wieder nicht, als ich ihnen sage, es geht nun auf den Kürbisacker. Kann man auch ein bisschen verstehen, wenn man sich bei nun fast 30 Grad mit den stacheligen Pflanzen der Kürbise rumschlagen muss. Doch was getan werden muss, muss halt getan werden. Nach zwei vollen Anhängern geht es für die Arbeiter an die Kleinarbeiten auf dem Hof und für mich an die Lieferungen. Der Hof und die Maschinen müssen sauber gemacht, der Hofladen aufgefüllt, die Tiere mit Essen versorgt und Kürbisse sauber gemacht werden. Um eins gibt es Mittag. Kurze Pause und es geht weiter.

Während ich mich in´s kühle Büro verziehe, wird noch einmal der Laden aufgefüllt und dann geht es in das Naturschutzgebiet. Wegen der Umweltauflagen darf nur mit Motorsense geschnitten werden. Danach werden die geschnittenen Gräser per Heugabel zusammengefercht und rausgetragen. Die Hälfte haben sie heute noch geschafft, denn es ist fünf Uhr und das reicht für heute. Also werden die Sensen sauber gemacht und in der Werkstatt verstaut. Ich sitze leider noch immer im Büro und muss noch meinen Kontrollgang am Abend erledigen. Ist alles erledigt worden und anständig verstaut sowie sauber gemacht? Ist der Laden abgeschlossen? Sind alle Kartoffeln abgedeckt? Was stehen morgen für Aufgaben an? Ja, das Leben als Bauer ist hart und sechs Tage die Woche mindestens 12 Stunden arbeiten ist anstrengend, aber trotzdem. Es ist ein schönes Leben und wenn die Ernte gut ist, dann bin ich schonmal zufrieden!